Warum ist Sehnsucht so wichtig für uns?

10. Februar 2022

Liebe Leser und Leserinnen meines Blogs,
 
Kunsthandwerkermarkt auf dem Schlosshof in Husum
am 19. + 20. März. Österlicher Frühlingsmarkt in 22946 Trittau
um die Wassermühle, am Mühlenteich 3
am 26. und 27. März von 11 – 18.00 Uhr
 
Warum ist Sehnsucht so wichtig für uns?
Ohne Sehnsucht wäre unsere Welt doch ein arg trüber Ort, wenn es dieses Gefühl nicht in unserem Leben geben würde, oder?
 
Sehnsucht ist Antrieb zum Leben, nimmt Kraft, sorgt aber auch dafür, dass wir auf etwas hinstreben und eben nicht nur so vor uns hinleben und „dödeln“. Und selbstverständlich glauben wir fest daran das Ziel unserer Sehnsüchte irgendwann und irgendwie einmal zu erreichen. Wir Kunsthandwerker und Händler von Markt zu Markt oft wochenlang in Folge.
 
Wer nur satt und zufrieden auf seiner Couch hocken bleibt, ohne Wünsche, Hoffnungen, Träume, Sehnsüchte verpasst alles außerhalb seines kleinen Hasen*innen Lebens und wird oft depressiv, unfähig überhaupt etwas noch einmal anzupacken.
 
Die absolute Zufriedenheit, das Loslassen, das In-sich-Ruhen, dieses Glück vermag vielleicht ein buddhistischer Mönch finden können.
 
Aber sind wir mal ehrlich: Wir schauen schon gerne einmal auf unseren Märkten auf den Stand unseres Nachbarn und nicht nur bei ihm vorbei.
 
Hat er da nicht vielleicht was Interessanteres liegen als ich? Wie kommt er oder sie an dieses fantastische Garn, feine Kaschmirwolle oder Ton heran? Seine oder ihre Dekoration sieht wirklich wieder umwerfend aus. Warum fällt mir nichts Besseres ein?
 
Sind wir nicht ab und zu unzufrieden mit dem, was wir auf unserem eigenem Tisch liegen haben? Gibt es nicht irgendwo noch eine kreative Idee, die uns entgangen sein könnte während der andere sie bereits umgesetzt hat?
 
Doch wenn wir uns präsentieren, dann doch bitte schön mit dem was uns von anderen unterscheidet, oder? Und was unterscheidet uns mehr von allen anderen als wir uns selbst, wenn wir authentisch bleiben.
 
Mich treibt meine Sehnsucht an und dorthin, wo eine ganze Marktfamilie hin möchte, nämlich auf einen schönen Markt. Den habe ich längst im Kopf und sehe ihn bei strahlendem Frühlingswetter.
 
Ich kann sogar meine Anstrengung fühlen möglichst jedem den gewünschten Standplatz zu präsentieren.
 
Während ich die Ausstellerverträge auf den Listen eintrage, sehe ich sie alle vor mir – manchmal rede ich in Gedanken sogar mit ihnen und sage z.B. „Hans, die Leute haben mich in Trittau schon angerufen, ob du kommst“, oder ich sage laut: „ wenn jetzt Dein Vertrag nicht kommt, wird der Platz anders besetzt. Ich laufe Dir doch nicht hinterher“.
 
Meine Sehnsucht nach einem perfekten Markt hatte sich oft erfüllt: Wenn mir ein Aussteller*in seine Verkaufszahlen flüsterte und sagte: „war toll für mich, aber nicht weiter sagen“.
 
Diese Sehnsucht treibt es uns immer wieder wie eine geheime Macht auf unsere Märkte. Wir können einfach nicht anders.
 
Wenn ich zu meinen Enkelkindern fahre, parke ich genau dort wo unsere Bühne auf unseren Märkten auf dem Mühlengelände steht. Dort wo unsere Gastronomie aufbaut.
 
Als ich am Wochenende dort parkte, stand das Wasser in den Pfützen, genau dort wo auf unseren Märkten die Besucher vor der Gastronomie stehen würden.
Das gesamte Mühlengelände war vom Regen durchgeweicht – es regnete und regnete den zweiten Tag.
 
Da hätte kein Mulch, da hätte nichts mehr genutzt, und es wäre eine Katastrophe für den Markt geworden.
 
„Das wäre eine Marktkatastrophe für alle geworden“, habe ich zu dem „Mann an meiner Seite“ gesagt als ich wieder nach Hause kam. „Das hätte ich auch nicht ausgehalten. Alle hätten nur Kosten gehabt“, waren wir beide uns einig und sehr betrübt.
 
Ich habe kein Foto gemacht. Ich habe auch nicht darüber geschrieben. Mein Optimierungswahn hätte mir nichts – aber auch gar nichts genützt. Das Wetter hätte uns um unseren großen schönen Markt betrogen.
 
Jessica hätte versucht mich zu trösten: „Elke, du kannst doch nicht dafür.“ Egal, ich hätte mich wie eine Versagerin gefühlt und heimlich wären mir vor Enttäuschung die Tränen über das Gesicht gelaufen. Dann hätte ich wieder zu mir gesagt: „Elke, das tust du dir nie wieder an. Du hörst auf. Du hast die Nerven einfach nicht mehr für Märkte. Die armen Aussteller*innen.“ Ich nehme es selbst nach 41 Marktorganisation immer noch persönlich, wenn das Wetter nicht mitspielt.
 
„Ich nehme vorsichtshalber einen Besen mit nach Husum. Dann können wir den Regen aus den Pfützen fegen. In Husum treibt der Wind die Wolken weiter“, spricht der Mann an meiner Seite überzeugt. Wenn es um Husum geht, sind wir uns immer einig – selbst beim Wetter.
 
Wie war es noch? Ohne Sehnsucht wäre unsere Welt doch ein arg trüber Ort, wenn es dieses Gefühl nicht in unserem Leben geben würde.
 
Welches Foto nehme ich denn jetzt?
 
 
 
 
Klar doch. Renate Strauß bemalt im Seitenflügel des Schlosses Glaseier mit Krokusblüten. Viele Besucher sammeln ihre Glaseier. Sie ist schon über 80 Jahre alt, aber wo die Sehnsucht anfängt und aufhört weiß niemand so genau – selbst Renate Strauß nicht.