….. es geht um Krieg und Frieden

25. Februar 2022

Liebe Leser*innen meines Blogs,
 
heute geht es mir nur um Krieg und Frieden,
 
ich hatte es das eine oder andere Mal geschrieben. „Wir leben in einem Paradies.“ Da haben die einen oder anderen schon einmal laut gedacht: „Na, die hat gut reden. Mir geht es aber im Moment „echt schlecht“.
 
Wie es einem geht, setzt sich auch zusammen aus dem was man bisher erlebt hat. Mein Schwiegervater hatte von seiner Zeit als Soldat im Krieg in Russland erzählt. Der „Mann an meiner Seite“ kann sich daran nicht mehr erinnern.
 
Vielleicht hat mein Schwiegervater auch nur mir davon erzählt. Er sprach dann immer russisch oder polnisch. Aber ich konnte mit seinen Erzählungen wenig anfangen und nickte immer freundlich als verstände ich ihn.
 
Ich bin aufgewachsen mit Ost – und Westdeutschland und der Angst der Westdeutschen die von Russland besetzte damalige DDR könnte von den Russen mit Panzern überrollt werden.
 
Trotzdem ging es im Westen bergauf. Ein in Schutt und Asche gebombtes Land machte sich auf den Weg in den Wohlstand. „Ihr seid die Raffgeneration“, hatte einmal meine Tochter gesagt. Ja, wir waren Deutschlands Aufbaugeneration. Wahrgenommen die Amerikaner unsere Freunde und die Russen unsere Feinde.
 
Wir waren nicht nur eine Aufbaugeneration. Wir haben auch seit 1945 für Frieden und Freiheit gesorgt. Und genau DAS war unsere Leistung und das Paradies.
 
Seit gestern kann unsere Generation diese Ängste um Frieden und Freiheit wieder abrufen. Wir erwarten viele Flüchtlinge aus der Ukraine …… so wie meine Schwiegermutter 1945 damals mit drei kleinen Kindern aus dem Osten nach Trittau kam. Unser Paradies ist die Demokratie so schwer sie auch manchmal zu akzeptieren oder verstehen sein mag.
 
Der Angriff Russlands auf die Ukraine ist auch ein Angriff auf uns, auf unsere Demokratie und Freiheit. In unserer Regierung sitzen Politiker*innen die nicht einmal die Nachkriegszeit kennen. Sie wollen keine Waffen, keine Gewalt, sie setzen auf Dialog und Verhandlung.
 
Doch der Aggressor lässt nur die Waffen sprechen. Vielleicht erkennt er irgendwann auch Ostdeutschland nicht mehr an? Die Demokratie und der Frieden hat aus uns ein wirtschaftlich starkes Land hervorgebracht. Doch genörgelt und schlecht geredet wurde trotzdem alles und jedes, denn nirgendwo stand geschrieben: Wir leben in einem Paradies.
 
Jetzt teilen uns nicht mehr Geimpfte mit Nichtgeimpften … Maske oder ohne. Seit gestern erleben wir zum ersten Mal, alle nach 1945 Geborenen, einen menschenverachtenden Krieg vor unserer Haustüre, wo Menschen und Kinder einfach ohne Grund zerbombt werden oder saufder Flucht sind.
 
Nur weil sie in einer Demokratie für ein besser Leben standen. „Ihr kommt aus einer anderen Generation“, hatte meine Tochter gesagt. Ja, das stimmt. Und da hat man manches anderes erlebt als die Generation heute. Schauen wir doch einmal, was meine kleine Enkelin einmal zu ihr sagen wird.
 
Nein, Deutschland liefert keine Waffen in die Ukraine. Sie hätten den Menschen dort nicht geholfen, aber sie hätten mehr bewirkt als unsere Milliarden. „Wir kämpfen mit Euch“, hätte ihnen psychologisch mehr geholfen als Milliarden. Wir mit Euch gegen den Aggressor.
 
Aber wenn die Nato eingreifen würde, sollte sich meine Familie ganz schnell auf den Weg in die U.S.A machen bevor es zu spät ist.
 
Die Freiheit hat ihren Preis – ohne WENN und ABER – . Das haben wir jetzt verstanden. Trotzdem Krieg ist nie eine Lösung.
 
Wir wachen jetzt geimpft oder nicht geimpft – egal, was uns im Moment bedrückt, in einem Paradies entsetzt auf. Jetzt kommt es darauf an, dass eine verwöhnte und verhätschelte Generation ihren Weg neu justiert.
 
Und wir, die mit diesen politischen russischen Aggressionen aufgewachsen sind, deren Eltern aus einem zerbombten Deutschland das Beste machen mussten und unsere Großeltern die zwei Weltkriege überlebten, spüren diese Tragödie fast körperlich. Denn wir sind den Weg mit ihnen zusammen gegangen und haben aus der jüngeren digitalen Generation zum Teil das gemacht was sie heute ist.
 
Es nützt nichts, wenn wir ihnen davon erzählen, genauso wenig wie sich keiner mehr an die Geschichten meines Schwiegervaters als Soldat in seinem Russlandkrieg erinnern will.
 
Ich vergleiche den Tag gefühlt gestern mit dem Tag, als die Mauer im August 1961 zwischen Ost- und Westdeutschland gebaut wurde. Fassungslos standen die Menschen an der Mauer – gelähmt zu sehen, was dort passiert. Im Vergleich zur Ukraine wurde zwar an der Grenze geschossen, aber kein Land zerbombt. Trotzdem Entsetzen in Ost- und Westdeutschland.
 
Wie gerne würde ich heute meinen Opa fragen, wie er zwei Weltkriege überstanden hat. Er sah aus wie in den Nachkriegsfilmen. Ein schweigsamer schlanker zäher Mann mit vielen Falten im Gesicht. Ein Mann vor dem man als Kind mehr Respekt als Zuneigung empfand. Mein Vater aus seiner Sicht zu weich und zur Strenge unfähig und ich familienzugehörig.
 
Und ich? Lag als Einzelkind mit meinen Büchern „Nesthäkchen“ oder „Elke“ im Sommer im Liegestuhl auf einem großen Rasen und schob die Waffeln von Bahlsen, halb mit Edelbitter Schokolade überzogen beim Lesen Röllchen für Röllchen genüsslich in meinen Mund. Das war für mich als Kind das Paradies.
 
Frieden und Freiheit ist das höchste Gut der Menschheit. Wir, die Nachkriegsgeneration, haben uns nicht unterkriegen lassen, und das wird die nächste genauso wenig wie wir. Genau deshalb sind Waffen die schlechteste Lösung und zerstört nur alles, was uns ausmacht.
 
Heute sehne ich mich nach meinem Opa Ernst Timmann, der das Wasserwerk in Großensee geleitet hatte. Als wenn er den Weltfrieden retten könnte.
 
auf dem Foto Acrylmischtechnik auf Leinwand von Jürgen König.
 
P. S. Was ist wenn Putin sich Ostdeutschland zurückholt und Ulbricht wieder aufersteht? Nach dem Motto er müßte die ehemalige DDR entnatifzieren?